Der Kirchenpatron St. Vitus

Gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. als Sohn einer wohlhabenden römischen Familie in Sizilien geboren, nahm er unter dem Einfluss seiner Amme und ihres Mannes den christlichen Glauben an. Im Alter von sieben Jahren floh er der Legende nach vor seinem heidnischen Vater, der ihn zum Abfall vom Christentum zwingen wollte, mit seinen beiden Erziehern nach Lukanien in Süditalien. Dort wurden er und seine Begleiter um das Jahr 304 ein Opfer der Christenverfolgung des römischen Kaisers Diokletian.

Seine Verehrung setzte deshalb in Lukanien ein. 756 wurden seine Reliquien vom Abt von St. Denis bei Paris erworben und 836 in das Kloster Corvey an der Weser überführt. Von hier aus verbreitete sich sein Kult in ganz Deutschland. Wahrscheinlich durch Kaiserin Gisela, die Gemahlin Kaiser Konrad II., gelangte er um 1025 auch nach Speyer, wo in der Kirche des St. Germanstiftes ein Vitusaltar errichtet wurde. Da Langenbrücken und Mingolsheim bis 1249 zum Verwaltungsbereich von St. German gehörten, liegt es nahe, dass Graf Otto von Eberstein als Patronatsherr für seine neuerbaute Kirche in Langenbrücken um 1240 von dort eine der seltenen Reliquien des jugendlichen Märtyrers erworben hat. In einer kleinen prachtvollen Monstranz von Franz Xaver Götz (1760) werden in Langenbrücken Reliquien des heiligen Vitus aufbewahrt.

Monstranz mit Reliquie

Die gleich bleibende Verehrung des Kirchenpatrons in unserer Pfarrei über die Jahrhunderte hinweg zeigt sich darin, dass sich aus allen Bauepochen der Pfarrkirche Darstellungen des Heiligen finden:

als Knabe während seines Martyriums in einem Kessel mit heißem Öl über der Eingangstür in das romanische Erdgeschoss des Kirchturms wie auch in einem Schlussstein des spätgotischen Chores,

Relief von St. Vitus Schlussstein

als Jüngling mit der Märtyrerpalme sowohl im Dreiecksgiebel über der Eingangstür zum barocken Langhaus als auch im ehemaligen Altarbild und bei den 14 Nothelfern

Dreiecksgiebel ehemaliges Altarbild Nothelfer

und von einem modernen Künstler an der Westseite der Kirche als Beter, der in der Bedrängnis des Martyriums seine Augen zum Himmel erhebt und zu Gott um Kraft und Beistand fleht.

St. Vitus über dem Hinterausgang

Text: Dr. Rudolf Schmich, Mitautor der Bad Schönborner Ortschronik

Fotos: Otto Meid